Herbstausflug der LOPODUNIA
Oppenheim, die
beschauliche Stadt am Rhein, war dieses Jahr Ziel des Halbtagesausflugs der
Lopodunen. Das goldene Oktoberwetter hätte für die Führung durch die von
Weinbergen umgebene Ortschaft nicht besser sein können. Schon von weitem, aus
der Rheinebene kommend, grüßt das Ensemble aus schönen Fachwerkbauten, mit den
Kirchen, gekrönt von der Ruine der ehemaligen Reichsburg Landskron.
Die aus rotem Sandstein erbaute Katharinenkirche
stellt einen Prachtbau der Gotik dar. Sie besteht aus Ostchor (ab 1275),
Querhaus mit Vierungsturm, ursprünglich
spätromanischem Langhaus mit hochgotischer Fassade, romanischen Westtürmen und
schließlich riesigem spätgotischem Westchor (geweiht 1439). Die Südseite ist
die zur Stadt hingewandte Schauseite, ausgeschmückt mit vielformigem
Maßwerk, einem Altarschrein ähnlich, mit Sonnen- und Planetenuhr (1586), dem
berühmten Rundfenster „Oppenheimer Rose“ mit den Wappen der Ratsherren von
1332/33 und einem Großteil an mittelalterlichen Scheiben. Überhaupt die
Fenster, sie umschließen die 20 bis 30 m hohen Gewölbe wie leuchtende
Glaswände. Außer den Fenstern sind von der mittelalterlichen Ausstattung,
bedingt durch Bildersturm und Kriege, nur die Grabdenkmäler übrig geblieben.
Besonders erwähnenswert sind die des
Kämmerers von Worms, genannt von Dalberg und seiner
Ehefrau und das der Anna von Dalberg. Die
Inneneinrichtung der Kirche war auf Geheiß Friedrich III (1556) beseitigt
worden, um den vollständigen Bruch zur katholischen Vergangenheit zu demonstrieren.
Die Orgel jedoch blieb unbeschädigt, und Teile dieser alten Walcker-Orgel
befinden sich heute in der neuen (2003-2006 gebauten) Woehl-Orgel.
Der Taufstein wurde von dem Reichstagserbauer Paul Wallot, einem gebürtigen Oppenheimer entworfen. Auf der Nordseite der Katharinenkirche befindet sich die Michaelskapelle
(15. Jh.), zum ehemaligen Friedhof gehörig, und daher rührt auch ihre
Verwendung als Beinhaus mit ungefähr 20000 Gebeinen im Erdgeschoss, kunstvoll
aufgestapelt. Auf dem Weg zur Ruine Landskrone geht’s vorbei am
Geschlechterbrunnen, so genannt nach den umliegenden drei Adelshöfen (z.B.
derer von Dalberg), deren Wappen die Bögen zieren,
vorbei am Ruprechtsturm (auf den Fundamenten eines alten Stadtturms errichtet),
mit wunderschöner Aussicht ins Rheintal, hinauf zur Ruine der Burg, die 1689 im
pfälzischen Erbfolgekrieg von Melacs Truppen, genau
so wie die Stadt gebrandschatzt wurde. Zurück zum Marktplatz, gilt es noch, die
katholische Bartholomäuskirche zu besichtigen. Ursprünglich war sie 1250 als
Kirche eines Franziskanerklosters errichtet worden (daher keine Türme, sondern
nur zwei kleine Dachreiter). Das Rathaus selbst, mit zwei Treppengiebeln, im
Kern noch mit gotischen Bauteilen (z.B. einer Wendeltreppe), wurde ab 1709 in
seiner heutigen Form wieder aufgebaut. Die Rundsäule links daneben erinnert an
den Krieg 1870/71. Sie dürfte römischen Ursprungs sein und sich früher in der
Kaiserpfalz Karls des Großen in Ingelheim befunden haben. Unter der Altstadt
ist ein über 500m langes Labyrinth für Besucher zugänglich gemacht worden. Die
Keller der Häuser sind durch Gänge miteinander verbunden und stammen aus dem
hohen Mittelalter. Sie sind also viel älter als die zerstörten Überbauten, die
in einem „rheinfränkischen Halbfachwerk“ wieder
aufgebaut wurden. Einige Keller sind möbliert,
um im besondern Ambiente ein Glas Sekt oder Wein genießen zu können.
Auch die Lopodunen bekamen einen „Sackträger“, einen Oppenheimer Wein
ausgeschenkt. (Die bekannte Weinbezeichnung „Krötenbrunnen“ ist eine Großlage,
die mit der Stadt selbst kaum noch etwas zu tun hat). Nach all diesen
reichhaltigen Informationen, vermittelt durch zwei engagierte Stadtführer,
begaben sich die Ausflügler zum gemeinsamen Abendessen ins „Weinhöfchen“, in
ein kleines, idyllisches Restaurant mit gemütlichen Sitzgelegenheiten über drei
Stockwerke verteilt. Schwierigkeiten hiermit hatte allerdings der Sangesmeister
der Lopodunia, weil das gleichzeitige Anstimmen der ausgesuchten Rhein-und Weinlieder nicht ganz reibungslos erfolgen
konnte.